Text zum Auftritt am 3.12.2016 im Theater am Lend
Das erste Stück heißt „Galitsianer Tentsl“, ein Tanz aus Galizien und darauf folgt „Tate sizer“ (süßer Vater), das Lieblingsstück von Clementine, beides Klezmerstücke. Klezmer ist eine aus dem osteuropäischen Judentum stammende Volksmusiktradition. „Klezmer“ bedeutete ursprünglich Musiker, erst seit den 1970er Jahren bezeichnet es den gesamten Musikstil.
Im „Trauerstück“ von Clementine wird die Traurigkeit über den Verlust eines geliebten Menschen und die Unerbittlichkeit des Todes dargestellt. Ludwig bringt uns zurück ins Leben mit dem Wienerlied „Das größte Glück“, komponiert von Franz Paul Fiebrich in den 1920er Jahren , gespielt mit einer Kontragitarre, die ebenfalls aus den 1920er Jahren stammt.
Die nächsten drei Stücke verbindet die Besonderheit der Taktform: 5/4, 5/8, 7/8, nur falls Sie sich wundern, wenn sich das Mitklopfen nicht immer ausgeht. Auf „Take five“ (komponiert von Paul Desmond) folgt ein „Schleiniger Tanz“ aus dem Salzkammergut und dann „Drei-viertelsieben“ von Clementine.
Sevdah ist traditionelle Musik aus Bosnien, stark von türkischer Musik beeinflusst. „Zmaj od Bosne“, der Drache von Bosnien, handelt davon, wie die Frau des Bosnischen Heerführers Husein, des Drachens von Bosnien die Nachricht erhält, dass ihr Mann gefallen ist – ihr Kla-gelied hört man bis Istanbul. Beim letzten Stück vor der Pause „Max und ich“, einem Tango von Clementine und Kurt, gibt es dagegen noch Hoffnung auf ein glückliches Ende.
Der Sevdah „Žute dunje“ schildert die Geschichte eines jungen Mannes, der nach Istanbul geht, um Quitten für seine kranke Geliebte zu holen. Da er sich um 3 Jahre verspätet, kommt er nur mehr an ihr Grab zurück. Eine polnische Mazurka führt zu „Šehidski rastanak“, einem Abschiedslied.
„Türkis“, das zweite neue Stück von Clementine, erhielt seinen Namen auf der Insel Murter und ist ihr erstes Stück für Gitarre, Kontrabass und Geige.
Friedrich Holländer schrieb für Anna Sten „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“, Clementine singt den Refrain für uns. Das Schrammellied „Wie schön Österreich ist“ stimmt uns auf die morgige Wahl ein. Wir enden mit „C´est si bon“ von Henri Betti, gesungen von unserem sympathischen Sänger Ludwig.
Text zum Auftritt am 5.3.2016 im Schauspielhaus Graz, Haus 3
Im ersten Teil starten wir mit einem traditionellen Liebeslied aus Bosnien, einem Sevdah. Die Wurzeln dieser Musik sind türkisch – und da erst mit den Österreichern das Akkordeon nach Bosnien kam, gibt es die Meinung der Sevdahpuristen, dass das Akkordeon den Sevdah zerstört hat. Erstmals gab es ein Instrument mit einer fixen Tonhöhe. Die beiden Streicher von Boalous können aber damit leben. Im Originaltext fordert eine Frau ihren Kavalier auf, ihr ein Kilo Gold zu kaufen um ihre Haustüren vergolden zu können. „Moj dilbere“ – „Mein Kavalier“. Die beiden nächsten Lieder sind von Clementine, die Texte von Kurt, der im „September Regen“ eine junge Liebe beschwört und im „Zukunftstango“ eine alte.
Es folgen vier Klezmerstücke: Klezmer bezeichnet ursprünglich „Musiker“ in der jiddischen Musik und wird seit 1970 als allgemeine Bezeichnung für diese verwendet. Naftule Brandwein, ein berühmter Klezmerklarinettist, der 1908 aus Österreich-Ungarn in die USA auswanderte, schrieb „Firn di mekhutonim aheym“ (Die Verwandten heimbringen).
„Jankele“ und „Mekhutonim zum tish“ (Die Verwandten zu Tisch) sind sogenannte Traditionals, will heißen, wir wissen nicht, wer sie geschrieben hat. „Di grine Kusine“ (Die grüne Kusine) wurde in den 20er Jahren von Abe Schwartz geschrieben und erzählt von den Mühen des Auswanderns.
Mit dem Wechsel vom Akkordeon zur Ukulele ändert Boalous die Richtung. Chicago trifft auf die Strottern, Ludwig deklamiert um dann nach einer kurzen italienischen Polka ins Singen zu wechseln. Die Messlatte liegt hoch, Elvis und Freddy Quinn haben sich schon an seinem Lied versucht. Er versucht es auch zu unser aller Freude.
Im zweiten Teil starten wir wieder mit einem Liebeslied aus Bosnien. „u ljepom staru gradu visegradu“ schildert die Gedanken eines jungen Mannes, der annimmt, seine Geliebte habe ihn und die schönen Abende über der Stadt Visegrad vergessen.
Es folgen zwei Stücke von Clementine: „Geh Mollschaf!“ und ein Tango „Tango Eins Zebra“. „Verzeih mir und sei wieder gut“ ist ein Foxtrot und stammt aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Der Komponist Austin Egen (geboren als Augustus Guido Maria Meyer-Eigen) stammt aus Graz, wanderte mit seiner österreichischen Mutter in die USA aus und nach dem ersten Weltkrieg nach Berlin und letztlich nach Frohnleiten zurück, wo er 1941 an einer Leberzirrhose mit 44 Jahren starb.
Der in Wien geborene Walter Jurmann ist der Komponist des Tangos „Ich weiß schon längst, dass du mich heimlich lieb hast“. Viele kennen ihn als Komponisten von „Veronika, der Lenz ist da“. 1933 verließ er mit 30 Jahren Deutschland über Paris in die USA, wo er höchst erfolgreich als Komponist von Filmmusik in Hollywood tätig war.
Mit “Cantec”, einem Lied aus der Umgebung von Bukarest kehren wir in das östliche Genre zurück. “Ne menjek, neki menjek” (soll ich oder soll ich nicht) ist ein ungarisches Volkslied und zum Schluß spielen wir “na prijestolju sjedi sultan” (Sultans Thron).
Falls es eine Draufgabe geben sollten, wollen wir wieder zurück in die 30er Jahre. 1931 schrieb Gerald Marks für ein Revuetheater in Detroit „All of me“ – Karel Gott sang das Lied unter dem Titel „Liebe mich“ – was wir auch tun.
Text zum Auftritt am 10.10.2015 im Theater am Lend
Boalous spielte am 10.10.2015 mit Freund_innen im Theater am Lend. Hier ein Auszug aus dem Begleittext:
Im ersten Teil spielt Boalous ohne Freund_innen und startet gleich mit einem Liebeslied aus Bosnien, in dem eine Frau ihren Kavalier auffordert, ihr ein Kilo Gold zu kaufen um ihre Haustüren vergolden zu können. „Moj dilbere“ – „Mein Kavalier“.
Die beiden nächsten Lieder stammen von Clementine, die Texte von Kurt, der im „Zukunftstango“ eine alte Liebe beschwört und im „September Regen“ eine junge.
Es wäre nicht Boalous, wenn nicht auch drei Klezmerstücke am Programm wären. „Firn di mekhutonim aheym“, „Jankele“ und „Mekhutonim zum tish“ sind die Originaltiteln, was so viel heißt wie „Die Verwandten heimbringen“, „Jankele“ und „Die Verwandten zum Tisch bitten“. Für die Verwandten am Tisch gibt es einen neuen unkoscheren Text.
Mit dem Wechsel vom Akkordeon zur Ukulele ändert Boalous die Richtung. Chicago trifft auf die Strottern, Ludwig deklamiert um dann nach einer kurzen italienischen Polka ins Singen zu wechseln. Die Messlatte liegt hoch, Elvis und Freddy Quinn haben sich schon an seinem Lied versucht. Er versucht es auch zu unser aller Freude.
Im zweiten Teil erweitern und verjüngen wir uns. Im Sommer probten wir gemeinsam mit unseren Freund_innen in Gaiole (Toskana) und ernteten mit unserem Programm auch gleich lokalen Erfolg in einer Pizzeria.
Der Themenbogen zieht sich von Tangos über Filmmusik bis zum Musical. Ein terkisher Klezmer sprengt den Bogen ein wenig, gefällt uns aber sehr, obwohl wir länger nicht wussten, ob wir falsch spielen oder die Musik einfach so klingt. Inzwischen wissen wir: sie klingt fremd, soll aber so klingen.
Text zum Auftritt am 19.10.2013 im Theater am Lend
Clementine Fuchs (Geige, Komposition), Kurt Leodolter (Schrammelharmonika, Text) und Ludwig Zeier (Kontrabass) haben sich von einem Hausmusiktrio zur Telemannpflege (Klavier, Querflöte, Kontrabass) zu einem Trio zur Pflege von Musik aus aller Welt entwickelt. Die beiden Lieder „Di grine Kuzine“ und „ale brider“ wird Sigrid Weiss singen. Hintergrundinformation zum Programm erhalten Sie im folgenden Text.
Wir beginnen wie gewohnt mit Klezmer. Klezmer ist die traditionelle Musik der osteuropäischen Juden und liegt uns sehr. Das erste Stück heißt „Odessa Bulgar“ und kommt, wie der Name schon sagt aus Odessa. Charakteristisch für Bulgars ist ein aufsteigender Dreiklang . „Tate sizer“ (süßer Vater) ist das Lieblingsklezmerstück von Clementine.
Das dritte Stück, „Mayn Rueplatz“ singt der Akkordeonlehrer von Kurt, Geoff Berner auf seiner CD „Victory Party“. Der Text wurde von Morris Rosenfeld angesichts eines Brandes in der „Triangle shirtwaist factory“ in New York 1911 geschrieben, der 146 Menschen (hauptsächlich jüdische und italienische Immigrantinnen) das Leben kostete. Die Frauengewerkschaft (Women´s Trade Union League) organisierte einen Begräbnismarsch mit 350.000 TeilnehmerInnen. Das öffentliche Entsetzen führte zu wesentlichen Verbesserungen im Arbeitnehmerschutz in den USA.
„Baym Rebns Sude“ ist ein klassisches Beispiel für einen chosidl, einen Tanz mit einem getragenen und prozessionsartigen Charakter.
Die nächsten zwei Stücke hat Clementine komponiert. Das erste ist ein „Pausenwalzer“ – die Pause entstand aus technischen Gründen, die bei Kurt lagen – hat sich aber behauptet und macht den Walzer aus unserer Sicht besonders liebenswert. Das zweite heißt „Zukunftstango“ und Ludwig erinnert es an deutsche Arbeiterlieder ( heroisch) Wir alle drei singen den Text über ein altes Liebespaar, dessen Zukunft in einer anderen Welt liegt.
Es folgt ein Sevdah, traditionelle Musik aus Bosnien. Die Wurzeln dieser Musik sind türkisch – und da erst mit den Österreichern das Akkordeon nach Bosnien kam, gibt es die Meinung der Sevdahpuristen, dass das Akkordeon den Sevdah zerstört hat. Aus der Sicht eines Akkordeonisten stellt sich das anders dar. „Cudna jada od mostara grada“ handelt von der Trauer Bibas, einer jungen Frau. „Mein Herz und mein Kopf schmerzt, weil mein Liebster mit einer anderen ist“
Das Akkordeon wurde von den Österreichern nicht nur nach Bosnien sondern um 1860 auch nach Brasilien gebracht. Der Akkordeonist Luis Gonzaga aus dem trockenen Nord-Osten Brasiliens hat 1947 eines der bekanntesten Lieder Brasiliens geschrieben – „Asa branca“. Wir singen es mit einem Text aus Österreich.
Wir wechseln das Fach. Filmmusik. Minimalmusik. Michael Nyman verwendete Musik einer Oper von Henry Purcell für die Musik von „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ von Peter Greenaway (1989). Wir spielen die Musik zu einem Stummfilm von Karl Valentin.
Vor der Pause noch etwas teilweise Selbstverfasstes und etwas ganz Selbstverfasstes. Der erste Walzer ist eine Co-produktion von Jacques Brel und Kurt Leodolter „Zusammenziehen“, das zweite Lied eine Ko-produktion von Clementine Fuchs und Kurt Leodolter – ein Tango mit dem jiddischen Titel „טע ךאדדע ךאזע“
Der zweite Teil beginnt mit einem griechischen Volkslied „ Kozanis“ – der 7/4 Takt dient dazu alle wieder einzustimmen. Der Sevdah „zute dunje“ schildert die Gedanken eines jungen Mannes, der nach Istanbul geht, um Quitten für seine kranke Geliebte zu holen. Da er sich um 3 Jahre verspätet, kommt er nur mehr an ihr Grab zurück.
Von Istanbul in die USA: Im Lied„Di grine Kuzine“, in yiddisch von Abe Schwarz aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts, werden die Probleme der Immigration beschrieben. Die Heldin freut sich auf Amerika, aber die harte Realität lässt sie dieses Land in der letzten Strophe verfluchen. „Brennen soll Kolumbuses Medine“, singt Sigrid für die junge Cousine…
Es folgt eine Komposition von Clementine, die von der Sehnsucht nach dem Sommer handelt und so ähnlich heißt. „Assoiffé d´été“
„Zieh dich wieder an, Josefin“ komponierte Robert Katscher 1929, den Text schrieb Arthur Rebner. ( „Wer wird denn weinen, wenn man auseinander geht“) und gesungen wurde es von Hermann Leopoldi . Alle drei mussten 1938 aus Österreich emigrieren. Arthur Rebner, in Lemberg geboren, musste 1933 schon aus Deutschland fliehen, 1938 aus Österreich, 1940 aus Frankreich und kam letztlich über Mexiko in die USA.
Das vom puertoricanischen Posaunisten Juan Tizol komponierte Caravan (1937) stammt ebenfalls aus den 30er Jahren. Viel kopiert. Viel verwendet. Ludwig soliert.
Den Tango nuevo („neuer Tango“) „Vuelvo al sur“ von Astor Piazolla kennen hoffentlich viele – „Ich kehre in den Süden zurück“. Sehr theatralisch!
www.kampflieder.de ist eine gute Quelle für uns. Dort fanden wir das Lied „Mir zaynen ale brider“ von Morris Winchevsky (1856-1932), 1890 geschrieben. Ludwig liebt das oy,oy,oy. Wer sich den Text des Refrains merkt, – kann, darf, soll – bitte Sigrid unterstützen.
Sollte es noch Draufgaben geben, erwartet Sie wenig überraschend ein Lied aus den 30er Jahren –
1931 schrieb Gerald Marks für ein Revuetheater in Detroit „All of me“ – Karel Gott sang das Lied unter dem Titel „Liebe mich“ – was wir auch tun. Und dann noch ein Schleiniger….